26. Oktober 2023

Analysebericht: hohe Repräsentativität der Zukunftsumfrage

Der von allen Gremien freigegebene Analysebericht beinhaltet zahlreiche wichtige Aussagen zu den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen rund um die Aus- und Weiterbildung von Polizistinnen und Polizisten. Gleichzeitig zeigt er die zunehmende Komplexität und Spezialisierung der Polizeiarbeit auf. Die Ergebnisse sind von hoher Repräsentativität und bilden die Basis für die Weiterentwicklung des neuen BGK. Das nachfolgende Management Summary schafft einen Überblick über die wesentlichsten Punkte.

Einführung

Die Polizeilandschaft schätzt die zukünftigen Herausforderungen in den verschiedensten Bereichen der Polizeiarbeit und des Personalbedarfs, aber auch der Aus- und Weiterbildung mit hoher Übereinstimmung ein. Die Einschätzungen sind – unabhängig von der Funktion, dem Landesteil (Hauptsitz) oder der Berufserfahrung – über alle Zukunftsthesen hinweg überaus homogen. Im Analysebericht finden Sie die komprimierten Resultate umfassender Analysen (Fragebögen und Zusatzmaterial von Referenzkorps sowie des SPI) sowie der von 1672 Personen ausgefüllten «Zukunftsumfrage», welche 37 Thesen in vier übergeordneten Themenblocks beinhaltet.

 

Anforderungen an den Polizeiberuf / Trends

Die Anforderungen an den Polizeiberuf steigen in allen Bereichen des polizeilichen Leistungsauftrages – darin sind sich alle Referenzkorps wie auch die Teilnehmenden der Zukunftsumfrage einig. Das Aufgabengebiet der Polizistinnen und Polizisten wird breiter, komplexer, spezialisierter und die Bearbeitung der Fälle folglich zeit- und personalintensiver. Besondere Herausforderungen für die Polizeitätigkeit werden aufgrund des gesellschaftlichen Wandels, des komplexer werdenden Umfeldes und neuer Formen von Gewalt, aber auch aufgrund des Einflusses der Informationstechnologie auf Delikte und die Arbeitsweise erwartet. Der Ruf nach mehr Spezialisierung (Komplexität, aber z. B. auch IT-Knowhow) wird ebenfalls stark betont. Um diese steigenden Anforderungen bewältigen zu können, braucht es unter anderem ein national gesteuertes und koordiniertes Berufsbildungssystem, welches diese Trends aufnimmt, national oder international gültige Standards ausbildet und die Kursteilnehmenden somit optimal in ihrer anspruchsvollen Tätigkeit unterstützt.

 

Personalbedarf und Stellenbesetzungen

Der Personalbedarf wird in den nächsten Jahren in allen Bereichen der Polizei kontinuierlich ansteigen. Aufgrund des demografischen Wandels scheiden zahlreiche Mitarbeitende aus der Babyboomer-Generation aus dem Berufsleben aus. Diese sind heute oftmals in Kaderfunktionen tätig und werden aus den eigenen Reihen nachrekrutiert (Korpsaufsteiger/-innen), was schliesslich Lücken in der Uniformpolizei hinterlässt. Der Arbeitnehmermarkt sowie die schwierigen Rahmenbedingungen des Polizeiberufes führen zu zunehmenden Kündigungen von bewährten Polizeikräften. Gleichzeitige Personalaufstockungen in den Polizeikorps aufgrund des immer breiteren und anspruchsvolleren Leistungsauftrages verschärfen die Situation. Nachkommende Generationen sind zudem zahlenmässig kleiner, gesellschaftlich diverser und andersdenkend und stellen weitergehende Anforderungen an Arbeitgeber, Rahmenbedingungen, Führung und Sinnhaftigkeit. Ziel muss sein, aktuellen Korpsangehörigen eine Perspektive innerhalb des Korps aufzuzeigen (Rahmenbedingungen etc.) und andererseits mit innovativen Rekrutierungskonzepten neue Mitarbeitende zu gewinnen. Ob diese zwingend über eine Polizeiausbildung verfügen müssen, ist zu klären (Quereinsteigende). Dem Antwortverhalten in der Zukunftsumfrage kann entnommen werden, dass der Schlüssel zur erfolgreichen Karriere innerhalb des Korps unter anderem in moderneren Führungsformen, strategischen Personalentwicklungsmassnahmen sowie besseren Rahmenbedingungen liegen könnte. Die Herausforderung für die Polizeikorps wird es sein, die aktuellen und neuen Mitarbeitenden als attraktiver Arbeitgeber zu überzeugen und ihnen für ihre Fach- und Führungslaufbahnen ein gut unterstützendes Berufsbildungssystem zur Verfügung zu stellen.


Die Deckung des zukünftigen Personalbedarfs und damit die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit wird zu einem zentralen Thema, welches aus Sicht der Referenzkorps wie auch der Teilnehmenden der Zukunftsumfrage zu einer grossen Herausforderung wird.

Berufsbildungssystem Polizei

Das aktuelle Berufsbildungssystem der Polizei zeigt sich als komplexes, flexibles Gebilde mit zahlreichen Anbietenden (SPI, Korps, Hochschulen) und damit einem entsprechend grossen Angebot von Aus- und Weiterbildungen für die Polizeikräfte. Die Kursangebote werden in der Gesamtsicht wenig koordiniert, funktionieren unabhängig und ergänzend zu den national gesteuerten Angeboten im Bereich Führung. Die Führungslehrgänge I und II des SPI sind sehr gut etabliert und auf die Kaderfunktionen abgestimmt. Als Zertifikatslehrgänge eingereiht, unterschieden sie sich heute in der Umsetzung stark voneinander. Die Positionierung im aktuellen Berufsbildungssystem entspricht aber nicht der Wichtigkeit ihrer Rolle. Die eidg. höhere Fachprüfung Polizistin / Polizist mit Diplom (HFP) hat in gewisser Weise an Bedeutung verloren, da sie nicht überall in die Laufbahnkonzepte der Korps eingebunden ist. Sehr erfolgreich wird der CAS FIP durchgeführt. 


Die Zukunftsumfrage zeigt auf, dass eine nähere Koppelung des Bildungssystems an die Polizeikarriere als relevant und strategische Polizeientwicklungsmassnahmen als sehr relevant für die künftige Ausgestaltung des Berufsbildungssystems, aber auch für die Attraktivität der Korps als Arbeitgeber beurteilt werden. Das aktuelle Berufsbildungssystem liefert die notwendigen Fachkräfte für die künftigen Herausforderungen nicht. Es wird als wenig unterstützend für die Karrierelaufbahn erachtet. Das künftige System soll Führungs- und Fachkarrieren optimal unterstützen, Anschlusslösungen für Abschlüsse bieten und Durchlässigkeit in andere Systeme ermöglichen. Dabei sollen sich die heutigen Anforderungen an den Polizeiberuf (Trends) im Bildungssystem widerspiegeln und insbesondere auch die Führungsanforderungen korrekt abbilden. Um den künftigen Herausforderungen der Polizeiarbeit gerecht zu werden, braucht es ein Berufsbildungssystem, welches von allen Akteuren gemeinsam getragen und national einheitlich umgesetzt wird.

Rolle des SPI (Governance)

Das SPI nimmt seine heutige Rolle erfolgreich wahr. In der Strategie der KKJPD und den künftigen Anforderungen aus dem BGK wird dem SPI in Zukunft eine neue Rolle zukommen. Mit den steigenden Anforderungen an den Polizeiberuf und damit an die Gesamtkonzeption der Aus- und Weiterbildung im Polizeiberuf ist die Rolle in einem modernen, umfassenden Berufsbildungssystem neu zu finden und festzulegen. Dabei gilt es, das heutige, sehr flexible und erfolgreiche System auf
die künftigen sehr hohen Anforderungen auszurichten und den Trends, den Harmonisierungsgedanken sowie der vermehrten interkantonalen und internationalen Zusammenarbeit Rechnung zu tragen. Damit sich ein modernes und den hohen Anforderungen des Polizeiberufes gerecht werdendes Berufsbildungssystem entwickeln kann, muss das SPI in seiner Rolle gestärkt werden. Es gilt, die verschiedenen Akteure zu überblicken, die Angebote aufeinander abzustimmen, die Qualitätssicherungsmassnahmen von nationalen Lehrgängen konsequent umzusetzen und die Kurse modern zu gestalten. Eine möglichst gute Einbettung aller bewährten Bildungspartner soll ein gut abgestimmtes Berufsbildungssystem ermöglichen.

Weiteres Vorgehen

Der Bericht zeigt drei Handlungsfelder auf, welche im Rahmen des weiteren Projektes «BGK» bearbeitet werden: «Governance im Berufsbildungssystem», «Gestaltung des künftigen Bildungssystems» sowie die «Umsetzung eines modernen Lehr- und Lernverständnisses». Im Bericht finden sich aber auch mögliche Handlungsfelder für die Polizeikorps (z. B. Anforderungen an den Polizeiberuf, Thematik des Fachkräftebedarfes sowie diverse Trends zu Fachthemen). Die Aufnahme und Bearbeitung dieser Themenbereiche erfolgt durch die Polizeigremien und -korps und sind nicht Teil des Projektes «BGK». Da das künftige Berufsbildungssystem mit geeigneten Bildungsmassnahmen die Führungs- wie auch Fachkarrieren optimal unterstützen soll, steht dieses in direktem Zusammenhang mit den künftigen Anforderungen an den Polizeiberuf – und damit den von den Polizeikorps verantworteten Herausforderungen. Damit besteht eine Wechselwirkung von Themenbereichen, welche gut koordiniert und breit abgestützt bearbeitet werden sollten, um das neue BGK zum Erfolg zu führen. 

Analysebericht

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