Ein neues Lehrmittel erscheint in der Reihe «Weiterbildung und Ausbildung von Spezialisten/-innen». Unter dem Titel «Extremismus» werden im neuen Referenzwerk die verschiedenen Formen von Radikalisierung sowie die ihnen zugrunde liegenden Prozesse (Förderung, Handlung, Ausstieg und Reintegration) beleuchtet.
Seit 2023 bietet das SPI eine Weiterbildung zum Thema Radikalisierung und Extremismus an (derzeit nur auf Deutsch verfügbar). Vor diesem Hintergrund hat Hauptautor Thomas Gerber, technischer Leiter des SPI-Kurses und Mitglied der Präventionsabteilung der Kantonspolizei Zürich, in Zusammenarbeit mit Co-Autorinnen und -Autoren und Fachleuten in den Bereichen Radikalisierung und gewalttätiger Extremismus ein neues Referenzwerk verfasst. Dieses zielt in erster Linie darauf ab, den Leserinnen und Lesern ein besseres Verständnis der zur Radikalisierung führenden Hauptfaktoren zu vermitteln und so deren Erkennung zu erleichtern.
Anhand welcher Anhaltspunkte lassen sich Personen identifizieren, die sich in einem Radikalisierungsprozess befinden? Was fördert den Einstieg in den Extremismus? Mit welchen Massnahmen können Gewalttaten verhindert werden? Welche Ausstiegs- und Reintegrationsprozesse gibt es? Dies sind nur einige der Fragen, mit denen sich das Lehrmittel befasst. Obschon Radikalisierung und gewalttätiger Extremismus keine neuen Phänomene sind, hat der geopolitische Kontext in der heutigen stark vernetzten Welt deutlich an Komplexität gewonnen. Zu den anspruchsvollen und doch alltäglichen Aufgaben der Polizei gehört es, Personen, die eine potenzielle Bedrohung für die Gesellschaft darstellen, so früh wie möglich zu erkennen, den interinstitutionellen Austausch zu nutzen, zu einer gemeinsamen Einschätzung zu gelangen und in mitunter unübersichtlichen Lagen souverän zu handeln.
Das Werk ist speziell auf den Schweizer Kontext ausgerichtet und stützt sich auf Gesetzestexte sowie Referenzdokumente, die insbesondere vom Bundesamt für Polizei (fedpol) stammen. Auch für ein breiteres Zielpublikum (z. B. aus den Bereichen Justiz, Sozialarbeit, Bildung oder Gesundheit), das regelmässig mit solchen Fällen in Berührung kommt und für verschiedene Massnahmen in der Prävention oder der Förderung von Ausstieg und Reintegration zuständig ist, dürfte es von Interesse sein. Im Lehrmittel werden zudem terminologische Begriffe geklärt, deren Bedeutung oftmals noch unklar ist.
Das Werk behandelt neben den wichtigsten polizeilichen Zuständigkeiten in diesem Bereich auch Präventions- und Interventionsmassnahmen sowie die entsprechenden Rechtsgrundlagen. Anzeichen für eine Radikalisierung finden sich häufig in den verwendeten Narrativen. Anhand einer nicht abschliessenden Auflistung von Narrativen, die regelmässig von extremistischen Personen und Gruppierungen politischer, thematischer, religiöser oder ethno-nationalistischer Bewegungen verwendet werden, werden einige konkrete Beispiele aufgezeigt.
Ein weiteres zentrales Thema in diesem Zusammenhang sind Verschwörungsideologien, die sich durch Verschwörungspropaganda und -erzählungen auszeichnen. Neben der Entschlüsselung ihrer Funktionsweise, insbesondere im Hinblick auf ihre Attraktivität für bestimmte Bevölkerungsgruppen, wird in dem Werk auch das Phänomen des kumulativen Extremismus behandelt.
Die rund 50 Seiten umfassende gedruckte Erstausgabe ist im A5-Format auf Deutsch und Französisch erhältlich. Die italienische Fassung folgt bis zum Jahresende.
Bestellungen können über den E-Shop der Nationalen Bildungsplattform Polizei (NBPP) getätigt werden.