Seit der Gründung des SPI im Jahre 1946 in Neuenburg ist viel geschehen. Und dennoch ist die damalige Vision, in der polizeilichen Ausbildung eine Unité de Doctrine zu schaffen, nach wie vor aktuell. Um das Jubiläum gebührend zu feiern, sind im Verlauf der Jahres 2021 gleich mehrere Festivitäten geplant.
Am 10. September findet in Neuchâtel in Anwesenheit von Bundesrätin Karin Keller-Sutter der offizielle Festakt statt. 150 geladene Gäste werden dabei der ereignisreichen Vergangenheit des SPI würdig ihre Ehre erweisen und bei dieser Gelegenheit auch einen Blick in seine Zukunft werfen. Das langfristige Ziel, das Institut in eine Schweizerische Polizeiakademie zu überführen, entspricht noch immer dem Geist der Gründerzeit. Schon damals war eine Akademie angedacht; neben einer Grundschule für Polizisten/-innen war die Einrichtung gleich mehrerer Institute geplant. Aus verschiedenen Gründen liess man aber von diesem Vorhaben ab und beliess es bei einem Institut.
Da es aufgrund des Coronavirus schwierig einzuschätzen ist, in welchem Rahmen Veranstaltungen im Herbst durchführbar sein werden, ist es möglich, dass diese Veranstaltung entsprechend angepasst werden muss.
Am 2. Dezember 2021 veranstaltet das SPI ein Kolloquium zum Thema «Polizeiausbildung gestern, heute und morgen». Das Programm des Kolloquiums strukturiert sich denn auch entlang dieser drei Achsen:
Diese Veranstaltung soll eine Brücke schlagen zwischen Polizei und Wissenschaft, Praktikern/-innen und Forschern/-innen. Ziel ist es, Entwicklungen, Herausforderungen, Best Practices und Innovationen aus dem Bereich der Polizeiausbildung zu identifizieren und zu diskutieren. Neben Fachpersonen aus der Schweiz werden auch internationale Experten/-innen zu Wort kommen.
Das Kolloquium wird online durchgeführt. Ab August wird das detaillierte Programm auf der SPI-Webseite veröffentlicht und die Anmeldungen werden entgegengenommen.
Anfang September 2021 erscheint eine Sonderausgabe des format magazine – Zeitschrift für Polizeiausbildung und Polizeiforschung. Der Themenschwerpunkt «Polizeiausbildung gestern, heute, morgen» stellt bewusst eine Verbindung zum Kolloquium her. Beleuchtet werden historische und politische Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Institut. Dabei kommen mehrere Persönlichkeiten, die das SPI gestern oder heute präg(t)en, zu Wort. Des Weiteren gewähren Vertreter/-innen aus Polizei und Wissenschaft interessante Einblicke in Gegenwarts- und Zukunftsfragen zur polizeilichen Aus- und Weiterbildung in der Schweiz und in weiteren Ländern. Abgerundet wird die Jubiläumsausgabe durch eine Auswahl von Beiträgen basierend auf qualitativ hochstehenden Abschlussarbeiten des CAS CEP (Conduite des engagements de police à l’échelon d’officier).
Am 5. Januar 1946, kurz nach Kriegsende, wurde das SPI auf Initiative des jungen Neuenburger Gemeinderatspräsidenten Georges Béguin als privatrechtliche Stiftung gegründet. Die Gründungsakte wurde an diesem Tag von 13 Vertretern der kantonalen und städtischen Polizeikorps, der Stadt und des Kantons Neuenburg, des Bundesgerichts, der Universität Neuenburg, des Verbands Schweizerischer Polizeibeamter und der Schweizerischen Kriminalistischen Gesellschaft unterzeichnet. Sie sah insbesondere vor, in Neuenburg eine schweizerische Polizeischule zu gründen. Des Weiteren sollten je ein Institut für Kriminalpolizei, für Chemie, für Rechtsmedizin und für internationales Strafrecht sowie eine Bibliothek für Strafrecht entstehen. Schliesslich plante das Institut Weiterbildungskurse für Richter, Beamte und Polizisten aus der ganzen Schweiz. Aus heutiger Sicht ist es insbesondere Letzteres, welches die teils bewegte Geschichte des SPI seit Jahrzehnten geprägt hat.
Knapp 25 Jahre später, im Jahre 1970, wurde mit der Schaffung der Schweizerischen Polizeischule in Le Chânet ein erstes Hauptziel erreicht. In der Zwischenzeit konnte sich das Institut als zentraler Dienstleister im Weiterbildungsbereich etablieren. Dabei stach insbesondere der mehrtägige Fortbildungskurs heraus, der zeitweise über 1700 Polizistinnen und Polizisten nach Neuenburg zog. In den Folgejahren diversifizierten sich die Tätigkeiten des Instituts: Die Publikation von Lehrmitteln, die Prüfungsorganisation und -administration, die Schaffung einer Dokumentationsstelle in Zusammenarbeit mit der Universität Neuenburg und die Organisation von Fachtagungen sind dabei nur einige Meilensteine.
Ein grosser Umbruch fand nach der Einführung des eidgenössischen Fachausweises 2003 statt: Das SPI schloss 2006 seine Polizeischule und konzentrierte sich fortan auf den Weiterbildungsbereich sowie, in der Grundausbildung, auf wichtige Aspekte der Harmonisierung und der schweizweiten Unité de doctrine. Im Bereich der Fach- und Führungsausbildung ging das SPI nach der Jahrtausendwende gezielte Partnerschaften mit Fachhochschulen ein, um mehrere CAS-Ausbildungen anbieten zu können.
Seine Aufgabenvielfalt und seine dezentrale Funktionsweise haben das SPI dazu bewegt, eine weitreichende digitale Transformation in Angriff zu nehmen. Heute stehen dank der Nationalen Bildungsplattform Polizei, der zentralen Drehscheibe für die Polizeiausbildung in der Schweiz, die wichtigsten Dienstleistungen des SPI in elektronischer Form zur Verfügung. Mit dem neuen farbigen Webauftritt des SPI und dem integrierten Newsletter, welcher das traditionelle Informationsblatt format ablöst, lanciert das SPI zudem die schrittweise Modernisierung seines Erscheinungsbilds, welche gegenwärtig noch nicht abgeschlossen ist.
Erst kürzlich gelangte mit dem Bildungspolitischen Gesamtkonzept 2020 unter der Leitung des SPI ein umfangreiches Modernisierungsprojekt in Umsetzung, welches die polizeiliche Grundausbildung neu ausrichtet. Neu dauert die polizeiliche Grundausbildung in der ganzen Schweiz zwei Jahre. Das erste Jahr an einer der sechs Polizeischulen endet mit der Absolvierung der schweizweit einheitlichen Prüfung der Einsatzfähigkeit. Im zweiten Jahr wenden die angehenden Polizistinnen und Polizisten das Gelernte in den jeweiligen Korps praktisch an und schliessen die Ausbildung mit der eidgenössischen Berufsprüfung ab.